2004 – 2024 :: 20 Jahre ANTI-MATTER-PLANT

Veröffentlichungsreihe von Ephraim Wegner

Für das Jahr 2024 sind mehrere Veröffentlichungen geplant. Unter der Prämisse, den nostalgischen Blick nach hinten zu wagen, wird der heutige Standpunkt zu dem jeweiligen Werk – in Form des Erinnerns – persönlich durch die Urheber und Interpreten reflektiert.

Die Idee entstand beim Durchstöbern alter Festplatten: Auffällig war, wie viele musikalische Arbeiten der vergangenen Jahre liegen geblieben sind. Die Gründe hierfür sind sicher mannigfaltig. So war man beispielsweise nicht zufrieden mit der Arbeit, die gewünschten Labels hatten ihren Katalog bereits geplant oder das Projekt zerrüttete sich, aufgrund der sich immer wieder verändernden Lebensrealitäten beteiligter Akteure.

Es geht darum, in den Zwischenräumen zu suchen und dem ein oder anderen Werk den Weg aus dem Archiv in die Öffentlichkeit zu ebnen. Und darüber hinaus die nach Vorne orientierten und auf Effizienz getakteten Produktionsbedingungen in Frage zu stellen.

2004 Way Back Machine: https://web.archive.org/web/20050208122002/http://www.anti-matter-plant.org:80/

Bisher erschienen:

Release 01 2004 – 2024
HmpF – Verirrung im örtlichen Safe Space oder Space Cake
http://www.anti-matter-plant.org/2024/01/hmpf-verirrung-im-ortlichen-safe-space-oder-space-cake/

Dieses ist das vierte Werk, welches HmpF (Heimwerker mit perfekten Fehlern) mittels eines analogen Vierspurgerätes produziert hat. Der Titel lautet „Verirrung im örtlichen Safe Space oder Space Cake“. Es ist der Versuch, Fieldrecordings, instrumentale Klänge und Klangmanipulationen so zu verschmelzen, dass auch der ästhetisch nicht saubere Klang seine Möglichkeit hat, zu leben und sich zu entfalten. Entstanden ist dieses Stück zwischen 2002 und 2004. In einer Zeit, in der selbst der Noise und der Glitch fein aufpoliert päsentiert werden, um dem Gehör des Konsumenten zu schmeicheln (wie z.B. in dem Album Goodbye 20th Century von Sonic Youth), verliert die Kreativität der Subkultur immer mehr an Qualität.

Release 02 2004 – 2024
Klaus Wallmeier, Thomas Wenk – Auf Schlag / Im Steinbruch der Klangfindung
http://www.anti-matter-plant.org/2024/02/im-steinbruch-der-klangfindung/

Zwei Suchende mit sehr unterschiedlichen Positionen treffen sich hier im offenen Raum – um im Moment alles zu geben und dann wieder eigene Wege zu gehen. Die Momentaufnahme eines ehrlichen Versuchs, ohne den Zwang eines festen Konzepts. Ohne die Fesseln eines Studios, ohne nachträglich aufpolierten Sound.

Verborgene Spitzen von Gesteinen
Geraschel, was nichts bedeutet
Ein Klavier, was sich gerade häutet
Verkürzt, zugespitzt, gemalt und geritzt

Ein Scheitern ohne Folgen – hier in Klang gesetzt.

Release 03 2004 – 2024
Christian Dierstein, Harald Kimmig – Crossing
http://www.anti-matter-plant.org/2024/03/crossing/

„In den ersten Jahren dieses Jahrtausends probten und arbeiteten Christian Dierstein und ich im selben Gebäude, dem inzwischen längst abgerissenen Haus von Möbel-Weber. In diesem Haus hatten nach der Abwicklung als Möbelhaus eine ganze Reihe von Musiker:innen und Künstler:innen ein Domizil gefunden. Die Komponisten Roland Breitenfeld und Messias Maiguashca, der Percussionist Olaf Tzschoppe, die Pianistin Akiko Okabe, der Bildende Künstler Jan Blass, das Ensemble Recherche und andere waren hier am Werk. Daneben gab es einen Postdienstleiser, eine Martial Arts Kampfschule – alles zusammen ein wahres Biotop, wie es jetzt in Freiburg kaum mehr zu finden ist.

Während zahlreicher zufälliger Treffen und Gespräche auf dem Hof entstand zwischen Christian und mir der Wunsch nach einer Kooperation, bei der wir die Improvisation aus verschiedenen Perspektiven betrachten wollten. […] Die hier vorliegenden Aufnahmen lagen nun 20 Jahre brach. Der Anregung von Ephraim Wegner, in den Archiven zu stöbern, ist es zu verdanken, dass ich auf diese CD gestossen bin […].“ Harald Kimmig, im März 2024

Release 04 2004 – 2024
Ralf Freudenberger, Uwe G. Hoenig, Ephraim Wegner – Excerpts
http://www.anti-matter-plant.org/2024/04/excerpts
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Die Musiker des Trios lernten sich um die Jahrtausendwende in Freiburg kennen. Damals gab es einige feste Veranstaltungsreihen, wie die “Elektrolounge” oder das “iPire”, aber vieles fand in wechselnden Formaten an verschiedenen Orten statt. Es gab den Plattenladen “Mono”, wo man sich nicht nur traf, um Musik zu kaufen, sondern wo es auch um ein soziales Netzwerk ging, und bei Radio Dreyeckland wurde Musik, die in der unmittelbaren Umgebung entstand, in der einen oder anderen Sendung öffentlich ausgestrahlt.

Irgendwie in diesem Kontext begegneten wir uns mehrfach, immer wieder gab es gemeinsame Abende, mal auf der Bühne oder auch im Publikum. So ergab es sich, dass wir begannen, gemeinsam zu musizieren. Die ersten Projekte, welche auf der aktuellen Anti-Matter-Plant-Seite dokumentiert sind, waren Auftritte mit Heribert Friedl oder Lawrence English, sowie eine Filmmusik zu den Richard-Wagner-Tagen im kommunalen Kino in Freiburg.

Release 05 2004 – 2024
Daniel Bisig – Waaorst
http://www.anti-matter-plant.org/2024/05/waaorst/

Das Stück “Waaorst” besteht aus Feldaufnahmen, die während des Jahreswechsels 1999/2000 auf einer Zugreise durch die damals von Schwerindustrie geprägte Grenzregion zwischen Tschechien, Polen und der Slowakei entstanden sind. Eine kleine Auswahl dieser Aufnahmen wurde bereits in stark verfremdeter Form für den Experimentalfilm “Ostrawa” verwendet.

Die Komposition von “Waaorst” bot die Gelegenheit, sich mit diesem Klangmaterial neu zu beschäftigen. Dank der grossen zeitlichen Distanz von mehr als 20 Jahren spielen bei dieser Beschäftigung die Erinnerungen an die Reise selbst eine untergeordnete Rolle. Stattdessen treten die klanglichen Eigenschaften der Aufnahmen verstärkt in den Fokus der musikalischen Aufmerksamkeit. Diese veränderte Perspektive wurde als Ausgangspunkt genommen, um die Reise in einer neuen Form zu erleben.